"Vrenli"
Hans Wittmann hat diese kleine Dampflok konstruiert. Sein Zeichnungssatz umfasst 32 Zeichnungsblätter der Formate DIN A4 und A3. Sie ist schweizerischen Werkslokomotiven nachempfunden.
Die handliche Lokomotive wurde im Laufe der Jahre von nicht wenigen 5-Zoll-Bahnern gebaut und existiert daher mit vielerlei Abwandlungen im Design, die den individuellen Geschmack und die mehr oder weniger große Liebe zum Detail der Erbauer zeigt.
Peter Schlawin aus Sigmaringendorf hat dieses Vrenli als Erstlingswerk gebaut und 1999 erstmals in Betrieb genommen.
Unser MDBH-Mitglied, Alexander Busch-Nowak, hat das Vrenli mit zugehörigem Bedienwagen und Kupfer-Ersatzkessel im September 2019 erworben.
Nach den ersten Probefahrten waren auch schon die ersten notwendigen Aufarbeitungen erkennbar. Aber das Maschinchen hatte ja auch schon 20 Jahre auf dem Buckel!
Von 2021 bis 2022 wurde das Maschinchen rekonstruiert. Hierbei wurde alles geändert, was technisch fehlte oder nicht optimal war.
Und wie man sieht verwandelte sich dabei die Optik so, das der ehemalige "Zwischenbesitzer" sie beim Insidertreffen der DBF Kocher / Jagst nicht wieder erkannte.
Die folgenden sechs Fotos lassen den detaillierten Vergleich zwischen der Ursprungsausführung und der rekonstruierten Lok zu.
Reperaturen - Anderungen - Rekonstruktion
Am Ende der ersten Erprobung der Lok, nach dem Kauf, war klar, dass die Kolbenringe nicht mehr ausreichend abdichten.
Zuerst verpasste ich den bisherigen Kolben Ringe aus dem damals neuen Gleitlagermaterial für die Nutzungen im Dampfbetrieb, iglidur C500. Damit war das Ergebnis allerdings schlechter als zuvor.
Dann fertigte ich neue Kolben mit Ringen aus iglidur X, wie ich sie in unserer Jagstzell im Einsatz habe. Aber das Ergebnis war ebenfalls nicht zufriedenstellend.
Ich hatte den Eindruck, dass die Zylinder nicht mehr wirklich zylindrisch sind. Aber auf eine hier notwendige Überarbeitung der Zylinder hatte ich keine Lust.
Also drehte ich nochmal zwei neue Kolben für 3mm Viton-Ringe, die die Aufgabe haben, die außen aufliegenden, im Durchmesser schmalen Teflon-Ringe elastisch an die Zylinderwände zu drücken.
Die Evolution der Laternen-Gestaltung.
Die Laternen der Lok waren vom Gebrauch gezeichnet und die LEDs im kleinen Reflektor hinterließen ebenfalls keinen schönen Eindruck. (linke Laterne)
Erste Maßnahme war die Entfernung der kleinen Reflektoren. Diese Aktion verbesserte den nächtlichen Eindruck. (mittlere Laterne)
Damit die Laternen auch zum Hingucker bei Tag werden, fertigte ich aus Messing passende Reflektoren und presste diese ein. In den Sockel kamen nun 3mm LEDs stehend mit einem aufgesteckten Plexiglasröhrchen. (rechte Laterne)
Perfekte Optik mit dezenter "Dochtflamme" am Tag und einer herrlichen Ausleuchtung bei Nacht.
Bevor der große Umbau, die Rekonstruktion, meines Vrenli begann, gab es noch einige andere kleine Detailänderungen bzw. -verbesserungen.
Die Schieber aus Rotguss wurden durch neue aus iglidur X ersetzt, damit der Schieberspiegel geschont wird und auch eine ausgefallene Ölpumpe nicht zum Problem wird .
Die Zylinderdeckel bekamen eine Nut zur Abdichtung mit Viton-Ringen. So hat das Geschmiere mit der Dichtmasse ein Ende.
Die Zylinder bekamen endlich ein Verkleidungsblech und zudem einen neuen Schieberkastendeckel ohne Ölschraube.
Die kam jetzt außen an den Schieberkasten, wo sie besser zugänglich sind.
In die Rauchkammer fügte ich ein Fliegengitter ein, da die kleine Lok ein wahrer Vulkan ist! Sie spuckte etwa 5mm große, glühende Kohlestückchen! Löcher in der Kleidung und Brandwunden auf den Unterarmen waren die Folge.
Die obere Spitzenlaterne bekam einen eigenen Haltebügel, weil die Hitze der Rauchkammer zuvor über den dort angebrachten Halter, das Plexiglasröhrchen schmelzen ließ.
Nachdem ich noch einige andere Details an der kleinen Lok überarbeitet habe, wie z.B. einem neuen Zentralverschluss der Rauchkammertür, dem Bau neuer Sicherheitsventile, die Überarbeitung der Mechanik der Zylinderentwässerung usw. begann ich im Januar 2021 mit der kompletten Zerlegung der Lok und dem Um- / Einbau einiger Bauteile, die auch Veränderungen am Rahmen mit sich brachten.
Damit startete die Rekonstruktion der Vrenli.
Die Rauchkammer war bislang nur mittels einem Edelstahlwinkel mit dem Rahmen verbunden. Nun wurde die gesamte Rauchkammer mit einem typischen Träger unterbaut. der auch für zusätzliches Gewicht sorgen soll.
Die Rohrverbindung zwischen den Wasserkästen hatte nur einen geringen Querschnitt. Die neue war um ein Vielfaches größer und hat eine zentrale Entnahmestelle am tiefsten Punkt.
Die Wasserkästen wurden am Boden mit Steckanschlüssen versehen, sodass sie ohne Weiteres vom Verbindungsrohr getrennt werden können.
Die Radsätze mit den Treib- und Kuppelstangen wurden ausgebaut, damit sie überarbeitet bzw. ersetzt wurden.
Um das Aussehen der Räder gefälliger zu machen, drehte ich die Radreifen zum Radstern hin um einen Millimeter tiefer. Neue Treib- und Kuppelzapfen wurden auch gefertigt und eingepresst. Erstmals wurden die Räder nun auch lackiert.
Auf der CNC-Fräse entsteht eine der neuen Treibstangen, die nun vorbildlich kantig ist und auch auf beiden Seiten Stangenfenster erhält, die dann auch farbig ausgelegt werden.
Die bisherigen Gleitlager aus Rotguss wurden durch neue aus iglidur J ersetzt. Hier möchte ich noch weitere Erfahrungen zu den Einsatzbereichen im Gartenbahnbereich machen.
Die Puffer wurden neu lackiert.
So ein Signalmast im Maßstab 1:11 ist für mancherlei Dinge / Arbeiten zu gebrauchen.
Die weißen Warnringe lassen sich mit Hilfe der Drehbank schnell und ordentlich herstellen. Der Innendurchmesser wurde zuvor mit dem Drehmeißel in den schwarzen Lack gekratzt.
Die waagerechten Rahmenteile bekamen, genau wie die Rahmenwangen, neue Konturen (oben alt - unten neu). Überzählige Löcher wurden zugeschweißt und neue gebohrt.
Eine zentrale Wasserverteilung fand ihre Platz zwischen den Rahmenwangen. Rein kommt das Wasser von der Achs- und Handpumpe. Raus geht es zum Kesselspeiseventil und zum Bypass.
Der Rauchkammerträger mit vorderen Verkleidungsblech, sowie die Verbindungsleitung der Wasserkästen, sitzen schon mal zur Probe.
Die Rahmenteile sind sandgestrahlt, grundiert, lackiert und wieder miteinander verschraubt. Die Radsätze sind auch wieder eingebaut. Daher konnten nun diverse Teile eingesetzt und angepasst werden.
Filigran und dennoch stabil sollte der neue Aufstieg zum Führerhaus werden.
In dieser Art gibt es jetzt auch für den Rangierer und Lokputzer erstmals Aufstiege mit Haltestange an der vorderen Pufferbohle.
Das Führerhaus bekommt einen "Holzfußboden" aus Messing, sodass Schraubenköpfe der Rahmenverbindungen und Anbauteile nicht mehr zu sehen sind.
Treib- und Kuppelstangen sind fertig gefräst, die Stangenfenster schwarz ausgelegt, mit iglidur X Gleitlagern versehen und angebaut.
Das Kesselchen wurde gründlich ausgewaschen und anschließend mit dem notwendigen Prüfdruck abgedrückt - es hat alles gepasst. Anschließend mit Rostumwandler grundiert, mit Auspufffarbe lackiert und 2 mm Kork isoliert.
Damit das Blasrohr immer zentrisch auf den Schornstein ausgerichtet ist, wurde in die Rauchkammer ein Messingblock mit Gewinden für das Blasrohr und das Dampfeinströmrohr hart eingelötet.